Wenn es im Qualitätsmanagement krankt

08. Juli 2009
Rheinpfalz
Redaktionsmitglied Hermann Motsch-Klein

Wenn es im Qualitätsmanagement krankt

Mannheimer Unternehmensberatung: Bis 2020 knapp die Hälfte der deutschen Kliniken insolvenzgefährdet.

Mannheim. Vor allem Krankenhäuser in öffentlichen Besitz sehen das Thema Qualitätsmanagement noch als „lästige Zusatzaufgabe“ an. Diese Erfahrungen hat die auf Krankenhäuser spezialisierte Mannheimer Unternehmensberatung ZeQ gemacht, die zurzeit über 100 Klinken betreut, darunter die Berliner Charité.

Stefan Ruhl, neben Rüdiger Herbold geschäftsführende Gesellschafter des Mannheimer Zentrums für europäisches Qualitätsmanagement, sagte vor dem Club der kurpfälzischen Wirtschaftsjournalisten, private Klinikträger hätten hier schneller reagiert und Standards entwickelt, die weit über den deutschen Durchschnitt hinausgingen. Aber auch das Klinikum Mannheim habe sich mit Unterstützung von ZeQ bei der Optimierung der Qualität „früh und erfolgreich engagiert“. Die Krankenversorgung gehört hier zur Klinikum Mannheimer GmbH, alleinige Anteilseignerin ist die Stadt Mannheim; Aufgaben in Forschung und Lehre sind der medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und damit einer Einrichtung der Landes Baden-Württemberg zugeordnet.

Privat und rentabel seien keinesfalls Synonyme, so Ruhl weiter. Denn es gebe auch genügend gemeinnützige und private Kliniken mit Finanzproblemen. Unter Berufung auf das rheinisch-westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) sagte Ruhl, bis zum Jahr 2020 könnte fast die Hälfte der 2100 deutschen Krankenhäuser insolvenzgefährdet sein. Insbesondere kleine Krankenhäuser haben den Experten zufolge ein höheres wirtschaftliches Risiko, weil sich deren Fixkosten bei schlechter Auslastung langsamer amortisierten. Überdurchschnittlich gut schnitten bei einer Untersuchung des RWI Kliniken in Baden Württemberg und Ostdeutschland ab. Rheinland- Pfalz gehört hier zu den Bundesländern, die schlechter als der Durchschnitt dastehen.

Eine aktuelle Analyse der Wirtschaftsgesellschaft KPMG bescheinigt den ostdeutschen Kliniken höhere Investitionsquoten und geringere Personalaufwendungen.

Ein privater Klinik-Träger ist laut Experten keine Garantie für Wirtschaftlichkeit.

Dass das Gesundheitswesen der größte Markt ist, den es gibt, hat den weiteren Angaben zufolge gerade auch das Universitätsklinikum Heidelberg berücksichtigt und sich als führendes überregionales Gesundheitszentrum in einer Wachstumsbranche positioniert.

Die 32 deutschen Uni-Kliniken setzen laut ZeQ etwa 13 Milliarden Euro im Jahr um und beschäftigen rund 180.000 Mitarbeiter, darunter 24.500 Ärzte und Wissenschaftler.

Die Mannheimer Berater empfehlen Kliniken eine klare Strategie und ein betriebswirtschaftliches Management, das auf effektive Abläufe achtet, ohne den Patienten zu vernachlässigen. „Wir halten gegen die Vorstellung, dass Krankenhäuser erst wirtschaftlich werden, wenn ein privater Träger sie übernimmt“, so Ruhl. Kliniken mit wirtschaftlichen Problemen müssen nicht verkauft werden; vielmehr müsse man sie optimieren und wie ein privates Unternehmen führen.

Qualität und Wirtschaftlichkeit seinen kein Widerspruch. Wenn nicht genügend Ärzte auf Station seien, verlängere sich die Verweildauer eines Patienten, was wiederum den Aufenthalt für das Krankenhaus verteure. Denn seit der Einführung der Fallpauschalen sei die Krankenhaus-Vergütung des Patienten.

Die ZeQ GmbH wurde 1999 gegründet und setzt 2009 mit 20 Mitarbeitern voraussichtlich 2,5 Millionen Euro um. Das Personal soll in den nächsten Jahren um fünf bis zehn Mitarbeiter aufgestockt werden.